Tinnitus - informieren Sie sich über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Volkskrankheit Tinnitus - Millionen von Menschen leiden in Deutschland an Tinnitus. Diese nach der lateinischen Bezeichnung für „Ohrgeklirr“ („Tinnitus aurium“) benannte gesundheitliche Störung betrifft dauerhaft etwa 10 bis 20 % der Bevölkerung.

Neben diesen in unterschiedlichen Ausprägungen und Intensitäten auftretenden chronischen Tinnitus-Situationen klagen mehr als ein Drittel der Deutschen mindestens einmal in ihrem Leben über zeitweilige ("akute") Tinnitus-Beschwerden. Dauern diese Tinnitus-Beschwerden länger als drei Monate an, wird von „chronischem Tinnitus“ gesprochen.

Wie entsteht ein Tinnitus?

Tinnitus manifestiert sich abgesehen von den seltenen Fällen des „Body Sounds“ („Objekiver Tinnitus“) als nur von den Betroffenen wahrgenommenes Geräusch im Ohr oder im Kopf („Subjektiver Tinnitus“). Dabei kann es sich um Klingeln, Pfeifen, Zischen oder Rauschen, aber auch um Klopfen, Brummen oder Piepen handeln. Diese Geräusche können unterschiedlich laut sein. Zum großen Teil nehmen die Betroffenen den Tinnitus lediglich als relativ leises Hintergrundgeräusch wahr. In vielen Fällen bewegt sich das Geräusch auf einer gleich bleibenden Frequenz, in anderen Fällen wird es als pulsierendes akustisches An- und Abschwellen empfunden. Häufig ist der Tinnitus auch nicht ständig zu hören, sondern wird durch Phasen von Beschwerdefreiheit unterbrochen. Fachlich gilt Tinnitus nicht als eigenständige Erkrankung, sondern als Symptom beziehungsweise als Syndrom bei einer Vielzahl von das Hörsystem beziehungsweise die Hörwahrnehmung beeinträchtigenden Grunderkrankungen.

Was sind die Ursachen für Tinnitus?

Als mögliche Ursachen für Tinnitus kommen unter anderem Schwerhörigkeit und Taubheit in Frage. Etwa 65 % der Schwerhörigen klagen über, zumeist nur leicht ausgeprägten, Tinnitus. Die häufigsten Ursachen stellen Lärmbelästigung, unter anderen in der Ausformung als Knalltrauma, und Stress dar. Daneben kann es aufgrund von entzündlichen Prozessen zur Immobilität des Mittelohrgehörknöchelchens (Otosklerose) kommen, die eine in der Regel mit Tinnitus einhergehende Schallleitungschwerhörigkeit bewirken kann.

Bei Hörsturz tritt ebenfalls häufig Tinnitus auf. In diesen Fällen sind Spontanheilungen nicht selten. Ferner gehen Schädel-Hirn-Traumata, Akustikus-Neurinome, durch Muskelverspannungen hervorgerufene degenerative Halswirbelsäulenveränderungen, Störungen im Bereich des Kiefergelenks und nächtliches Zähneknirschen nicht selten mit Tinnitus einher. Bei der Einnahme bestimmter Medikamente kann es zu Nebenwirkungen kommen, die zu Tinnitus führen. Tinnitus ist neben Drehschwindel und Hörsturz das dritte charakteristische Syndrom bei Morbus Menière. In einem kausalen Zusammenhang mit Tinnitus können ferner unter anderem auch im Gehörgang befindliche Fremdkörper, durch Tauchunfälle ausgelöste Erkrankungen oder Innenohr-Autoimmunerkrankungen stehen.

Tinnitus - Was sind die Auswirkungen?

Die Auswirkungen eines Tinnitus auf das subjektiv empfundene Wohlbefinden hängt oft erheblich von dem Umgang des Betroffenen mit der Störung ab. Häufig wird der Tinnitus von den Betroffenen als minder lästige, aber letztlich marginale Erscheinung wahrgenommen und entsprechend „überhört“ („Kompensierter Tinnitus“). Andere Menschen empfinden dagegen auch leichte Tinnitus-Geräusche als die Lebensqualität einschränkende unerträgliche Beeinträchtigung. Folge des dann als „Lärm der Seele“ empfundenen Tinnitus können Schlaf- und Konzentrationsstörungen sein, Hyperakusis (Geräuschüberempfindlichkeit) und Depressionen mit schwerwiegenden Auswirkungen auf das Berufs- und Privatleben. Etwa 3 % der Tinnitus-Betroffenen fühlen sich in ihrer Lebensqualität massiv eingeschränkt.

Wie wird ein Tinnitus diagnostiziert?

Tinnitus stellt die behandelnden Ärzte in vielen Fällen vor erhebliche diagnostische Herausforderungen. Sehr häufig (bis zu 45 % der Fälle) kann der Ursache für einen Tinnitus bei der Erstuntersuchung nicht auf die Spur gekommen werden („Idiopathischer Tinnitus“). Zu den Untersuchungen zur Tinnitus-Ursachen-Feststellung können neben Hörtests inklusive audiometrischer Verfahren („Tinnitusmatching“) Überprüfungen von Innenohr, Gehirn und Gleichgewichtsfunktionen sowie Untersuchungen des Muskel-Skelett-Systems und des Blutbildes gehören.

Welche Therapien gibt es für eine Tinnitus Erkrankung?

In den meisten Fällen (80 %) verschwindet der Tinnitus nach spätestens drei Monaten.

Dennoch ist es angezeigt, auch akute Tinnitus-Erscheinungen nicht unbehandelt zu lassen, um zu verhindern, dass sich aus dem akuten ein chronischer Tinnitus entwickelt.

Bei idiopathischem Tinnitus wählen behandelnde Ärzte häufig zunächst eine Infusionsbehandlung als Therapie. Ob die Infusionsthearpie allerdings tatsächlich die ihr von ihren Anwendern zugeschriebene durchblutungsfördernde und damit Tinnitus bekämpfende Wirkung im Innenohr entfaltet, ist unter Fachleuten strittig. Ebenso umstritten und nach Meinung der gesetzlichen Krankenkassen durch Studien nicht hinreichend belegt, ist die hyperbare Sauerstofftherapie, durch die die Sauerstoffkonzentration in den Blutzellen erheblich erhöht werden soll.

Auch entzündungshemmende Medikamente kommen bei unklaren Tinnitus-Erscheinungen zum Einsatz. Ob speziell auf Tinnitus-Bekämpfung ausgerichtete Medikamente außer möglichen Placebo-Effekten tatsächlich Wirksamkeit besitzen, wird in der Fachwelt ebenso heftig diskutiert wie die Wirksamkeit einer Vielzahl von alternativen, wissenschaftlich nicht ausreichend seriös belegter Behandlungsmethoden.

Bei chronisch gewordenen idiopathischen Tinnitus helfen oft Gehirnstimulationsverfahren sowie psychotherapeutische Maßnahmen, die dem Patienten in die Lage versetzen, sich durch Stress-Entziehung und gezielte Konditionierung („Tinnitus-Retraining“) dem Tinnitus weniger Aufmerksamkeit einzuräumen und so erträglicher zu machen. Bei Muskelverspannungen als mögliche Tinnitus-Ursache zählen Gymnastik, autogenes Training und Yoga zu bewährten therapeutischen Angeboten.

Ist die zum Tinnitus führende Grunderkrankung erkannt, steht deren Behandlung im Vordergrund. So empfehlen sich zum Beispiel bei Tinnitus verursachenden Beckenschiefständen entsprechende chiropraktische Maßnahmen.

Wie kann ich vorbeugen?

Bei der Vorbeugung von Tinnitus kommt Stress und Lärm als häufig Tinnitus (mit)verursachende Sachverhalte besondere Bedeutung zu. Vernünftig wäre es, Situationen, in denen mit lautem und dauerhaftem Lärm zu rechnen ist, möglichst zu vermeiden. Wer sich regelmäßig einem Geräuschpegel von 70 Dezibel und mehr aussetzt, geht ein erhebliches Tinnitus-Risiko ein. Ein simpler, aber probater Tipp ist, sich vor zu viel Lärm mit Ohrstöpseln zu schützen. Empfehlenswert ist ferner, bei Stressanfälligkeit frühzeitig Entspannungstechniken zur Stressbewältigung einzuüben und zu nutzen.

Experten und Fachärzte in Ihrer Stadt suchen!