Sie leiden unter Rückenschmerzen?
Rückenschmerzen unterschiedlichster Ursachen sind der zweithäufigste Grund einen Orthopäden aufzusuchen. Obwohl längst Volkskrankheit, sind Rückenschmerzen überwiegend harmlos und müssen trotzdem sorgsam diagnostiziert werden, damit schlimmere Ursachen sicher ausgeschlossen werden können.
Viele Rückenbeschwerden haben eine Tendenz zur Selbstheilung und bessern sich nach wenigen Tagen bis Wochen spontan. Bei Neigung zur Chronifizierung erleben allerdings nicht wenige Patienten einen jahrelangen Leidensweg. Die Volkskrankheit Rückenschmerzen verursacht hohe Kosten im Gesundheitswesen durch aufwendige bildgebende Diagnostik, Therapie oder lange Fehlzeiten am Arbeitsplatz.
Was versteht man unter Rückenschmerzen?
Häufig sind Rückenschmerzen Ausdruck sogenannter muskulärer Dysbalancen. Einseitige Haltung, Verspannungen und Stress führen dann schnell zu den dauerhaften Verkrampfungen mit Schonhaltung. Mittlerweile kann auch der Zusammenhang zwischen Rückenschmerzen und Psyche nicht mehr negiert werden. Es muss zwischen akuten, subakuten sowie chronischen und chronisch-rezidivierenden Rückenschmerzen unterschieden werden.
Als chronischer Rückenschmerz gilt jeder paravertebrale Schmerz, der länger als 12 Wochen anhält. Rückenschmerzen ist ein Sammelbegriff für Beschwerden, die an allen Wirbelsäulensegmenten auftreten können. Nackenschmerzen gehören also ebenso dazu wie Lumbago, Kreuzschmerzen oder das BWS-Syndrom. Für die Diagnose ist auch die Schmerzqualität entscheidend, ob es sich also um radikuläre oder pseudoradikuläre Rückenschmerzen mit oder ohne Kribbeln oder Ausstrahlung in die Extremitäten handelt.
Rückenschmerzen - wie funktioniert die Wirbelsäule?
Die Wirbelsäule ist Teil des sogenannten Achsenskeletts und somit das zentrale Bewegungs- und Halteorgan des Rückens. Die Wirbelsäule ermöglicht die Beweglichkeit des Rumpfes und stützt und trägt einen erheblichen Teil des Körpergewichtes. Die Wirbelsäule ist nicht starr, sondern eine bewegliche Kette von Gliedern, von der Seite betrachtet ist die typische S-Form erkennbar.
Die anatomischen Abschnitte von Halswirbeln, Brustwirbeln und Lendenwirbeln bestehen aus insgesamt 10 starren und 24 beweglichen Wirbeln. Die beweglichen Wirbel sind durch Bandscheiben miteinander verbunden. 2 miteinander verbundene Wirbel bilden ein sogenanntes Bewegungssegment als kleinste anatomische Einheit der Wirbelsäule. Das Rückenmark durchzieht die Wirbelsäule als etwa 40 Zentimeter lange Nervenbahn. Der Rücken kann nur leistungsfähig und gesund sein, wenn die Rückenmuskulatur harmonisch und kräftig ausgebildet ist, was bei vielen Menschen leider nicht der Fall ist.
Welche Ursachen können Rückenschmerzen auslösen?
Viele verschiedene Ursachen können akute und chronische Rückenschmerzen unterschiedlichster Intensität und Lokalisation auslösen. Die genaue Ursache kann manchmal auch trotz aufwendiger Diagnostik nicht eindeutig erkannt werden. Als eine der häufigsten Ursachen von Rückenschmerzen gelten muskuläre Verspannungen. Diese harmlosen akuten Schmerzcharaktere verschwinden oft auch ohne Therapie wieder nach einigen Tagen.
Mehr als 60 Prozent der Rückenschmerzen spielen sich im Bereich der Lendenwirbelsäule ab. Weitere häufige Ursachen für Rückenschmerzen sind Bewegungsmangel, Adipositas, Osteoporose, Arthrose, Bandscheibenvorfall oder psychosomatische Ursachen. Tumoren der Wirbelkörper außerhalb des Rückenmarks oder Nervenentzündungen bei Diabetikern können zu schweren Schmerzzuständen an der Wirbelsäule führen.
Wie diagnostiziere ich Rückenschmerzen?
Rückenschmerzen sollten stets klar diagnostiziert werden, um eine wirklich adäquate, am besten kausale Therapie einleiten zu können. Die Diagnose von Rückenbeschwerden setzt neben der Erhebung einer eingehenden Anamnese auch eine sich daran anschließende körperliche Untersuchung sowie, falls erforderlich, den Einsatz von bildgebenden Verfahren voraus. Außer den klassischen Röntgenaufnahmen von der Wirbelsäule kommen dazu auch CT oder MRT zum Einsatz. Bei der Myelografie handelt es sich um eine spezielle Form der Röntgenaufnahme unter Injektion von Kontrastmittel direkt in den Wirbelkanal.
Bei der Diagnose von chronischen Rückenschmerzen ist auch das Führen eines sogenannten Schmerztagebuchs hilfreich. Besteht der Verdacht auf eine Nervenschädigung, so sollte zur weiteren diagnostischen Abklärung ein Neurologe hinzugezogen werden. Durch die Beurteilung der gesamten Körperhaltung, Reflexprüfung, Gelenkbeweglichkeit oder Berührungsempfinden können bereits während der körperlichen Untersuchung häufige Ursachen für Rückenschmerzen erhärtet oder ausgeschlossen werden.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei Rückenschmerzen?
Jegliche Therapie von Rückenschmerzen sollte möglichst ursachenbezogen, also kausal, erfolgen. Bei Rückenschmerzen rückt aber zunehmend auch der Präventionsgedanke in den Fokus, denn viele Rückenbeschwerden lassen sich durch eine fundierte Prophylaxe bereits verhindern. Akute Rückenschmerzen sollten stets ausreichend therapiert werden, damit die Schmerzen möglichst nicht chronisch werden. Denn sobald sich im Gehirn ein sogenanntes Schmerzgedächtnis etabliert hat, wird die Behandlung zunehmend schwieriger. Die Rückenschmerzen können in diesen Fällen auch dann weiter bestehen bleiben, selbst wenn die ursprüngliche Schmerzursache längst beseitigt wurde. Methoden zur Therapie bei Rückenschmerzen können einzeln angewendet oder sinnvoll miteinander kombiniert werden. Art und Umfang der Therapiemöglichkeiten sind stets von der Intensität der Beschwerden und ihrer Lokalisation abhängig.
Häufig werden in der Akutphase Schmerzmittel, NSAR, kombiniert mit Wärmeanwendungen verordnet. Sport, Bewegung, Massagetherapien oder Physiotherapien haben sich ebenfalls als hilfreich erwiesen. Das Einhalten von Bettruhe wird dagegen selbst bei akuten Rückenproblemen nicht mehr empfohlen. Bei psychosomatischen Rückenschmerzen kommen Entspannungsverfahren oder eine Verhaltenstherapie zur Anwendung. Die Patienten werden dazu angehalten weiterhin aktiv zu bleiben und das Tragen und Heben schwerer Lasten im Alltag möglichst zu vermeiden. Bei schweren Wirbelsäulenschäden durch Tumoren, Osteoporose oder Bandscheibenvorfällen kann auch die Indikation für einen operativen Eingriff vorliegen. Leider ist aber auch eine Operation an der Wirbelsäule kein Garant für eine spätere Schmerzfreiheit.